Weitere Fallschilderungen

Alle Fallschilderungen aus Baden-Württemberg und Niedersachsen sind jetzt jeweils auf eigenen Seiten zusammengefasst.

 

Im Folgenden sind Berichte über weitere "Fälle" dokumentiert, die entweder in der ins Internet gestellten Presse erschienen oder uns von den Betroffenen zugänglich gemacht wurden. Von den zahllosen Veröffentlichungen in Buch-, Broschüren-, und Zeitschriftenform, die gelegentlich auch antiquarisch angeboten werden, sei exemplarisch nur genannt:

Andreas Dress, Mechtild Jansen, Ingrid Kurz, Aart Pabst, Uwe Post, Erich Roßmann in Verbindung mit dem Arbeitsausschuss der Initiative "Weg mit den Berufsverboten" (Hrsg.): Wir Verfassungsfeinde. Köln: Pahl-Rugenstein (Kleine Bibliothek 101), 1977. ISBN 3-7609-0313-4

 

Betroffene der Berufsverbotepolitik sind herzlich eingeladen, uns eine Zusammenfassung ihres "Falles" zur Veröffentlichung auf dieser Seite zu schicken.

Am besten ist es, wenn dabei die besonderen "Highlights" des betreffenden Verfahrens prägnant zusammengefasst sind. Wir denken hier an besonders im Gedächtnis gebliebene Begebenheiten und Zitate aus Schriftsätzen und "Anhörungen", die für die heutige Generation (für die das ja überwiegend Geschichte ist) das Wesen der Berufsverbotepolitik authentisch aus eigenem Erleben auf den Punkt bringen.

Ihr denkt natürlich daran: Was hier steht, kann weltweit recherchiert werden.

 

  • Richard Albrecht (Bad Münstereifel):
    "Seit 40 Jahren links blinken, rechts überholen"
    Der habilitierte Wissenschaftler - seit 1.4.1972 in Rheinland-Pfalz von einem Ausbildungsverbot als Lehrer betroffen - berichtet und reflektiert seine Erfahrungen mit der "Willy-Brandt-Politik der Berufsverbote": (Link) (pdf-File)


  • Wolfgang Beutin (Hamburg):
    junge Welt, 09.06.2012:
    »Tägliche Wachsamkeit ist Pflicht«
    Über Realität und Fiktion sowie die Verfolgung eines marxistischen Literaturwissenschaftlers an der Hamburger Universität in den 70er Jahren (Link zum Artikel auf jungewelt.de) (pdf-File)

 

  • Beate Bongard (Köln):
    Der Spiegel 5/1978, 30.01.1978:
    Wer vor Gerichten obsiegt, wird noch lange nicht eingestellt
    (Link zum Artikel auf spiegel.de) (pdf-File)
    Der Spiegel 21/1978, 22.05.1978:
    Ein Interview mit dem damaligen stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Hans Koschnick (geb. 1929) bestätigt: Die Entwicklung dieses Falles trug erheblich zu einer Veränderung der SPD-Linie in der Frage der Berufsverbote bei.
    (Link zum Artikel auf spiegel.de) (pdf-File)


  • Rotraud Brentzel (Berlin/West)

Fallschilderung auf den Westberlin-Zusatztafeln der Ausstellung „Vergessene Geschichte“

 

  • Thomas Bürger (Kiel):
    NDR Fernsehen 04.11.2012, 19:30 Uhr:
    Mit einem DKP-Mitglied zusammengewohnt zu haben, bedeutete das Ende der Laufbahn des beliebten Lehrers.
    (Beschreibung der Sendung auf ndr.de)

 

 

Rolf Günther (Wolfenbüttel)

Der Text eines bereits am 09.10.2014 online ausgestrahlten NDR-Interviews mit dem vom Berufsverbot betroffenen Lehrer wurde am 24.01.2017 auf der NDR-Website zugänglich gemacht (pdf) und wird dort kommentiert.

 

  • Heinrich Häberlein (Nürnberg):
    Die Zeit 42/1981 - 09.10.1981
    "Die Mühlen mahlen weiter"
    "Im Januar 1978 fällte das Verwaltungsgericht Ansbach sein Urteil über den Kriegsgegner: Häberlein sei zwar kein Verfassungsfeind, aber es sei nicht auszuschließen, daß er kommunistische Ziele nicht erkenne und bei Gefahr bekämpfen könne. Im Klartext: Wer im Freistaat Beamter werden wolle, müsse überzeugter Antikommunist sein."
    Angesprochen wird in dem Artikel auch der Fall des damaligen Rechtsreferendars Reinhard Wetter. Ein aufgrund eigener Erlebnisse von ihm verfasster "Knastreport" spare nicht mit "tendenziöser, einseitiger Kritik" ...
    (Link zum Artikel auf zeit.de) (pdf-File)


  • Heiner Hausdorf (Bad Salzuflen):
    Salzekurier (Bad Salzuflen), 27.04.2012:
    Jubiläum: vor 40 Jahren wurde der sogenannte Radikalenerlass verabschiedet
    Bad Salzuflen hatte auch einen Berufsverbotsfall.
    (Link zum Artikel auf salzekurier.de) (pdf-File)


  • Horst Holzer (1935-2000):
    taz, 01.11.2011 - "Bremer Uni war doch nicht so links. Das Ende vor dem Anfang."
    (Link zum Artikel auf taz.de) (pdf-File)
    Neues Deutschland, Berlin, 20.02.2012 - "DKP oder Professur" (Link zum Artikel auf neues-deutschland.de) (pdf-File)

 

 

  • Per Losch (Schleswig-Holstein):
    Leserbrief in der jungen Welt, 12.06.2014 (pdf)
    Die stillen Berufsverbote - Ausbildung als Krankenpfleger verweigert
    Auch lauter sehr gut verhalfen dem Pflegehelfer zu keinem Ausbildungsplatz - wenn er politisch der KPD/ML zugeordnet wurde ...
     
  • Johannes Meyer-Ingwersen (1940-2000):
    Den in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen und Niedersachsen spielenden "Fall" dieses früh verstorbenen Sprachwissenschaftlers stellen wir auf einer eigenen Sonderseite dar.
     
  • Thomas Neumann (1937-2002):
    In diesem Nachruf wird daran erinnert, dass ihm 1973 der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Johannes Rau (1931-2006, SPD-Politiker, 1999-2004 Bundespräsident) wegen seines DKP-Engagements die von Seiten der Universität Münster einstimmig erfolgte Berufung zum Professor verwehrte.

     

  • Udo Paulus (Hildesheim)

    Der heute pensionierter Gesamtschullehrer, Jahrgang 1945, musste im Herbst 1984 einen zehntägigen (!) Prozess vor der Diszplinarkammer des Verwaltungsgerichts Hannover durchstehen, weil die damalige CDU-Landesregierung unter Ernst Albrecht (1930-2014) ihn wegen seiner DKP-Mitgliedschaft „aus dem Dienst entfernen“ lassen wollte. (In einem Parallelprozess trat der spätere SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder (geb. 1944) als Verteidiger auf.) Über das Verfahren berichtete u.a. DIE ZEIT am 21.09.1984 (pdf). Ausführlich informiert darüber die 154seitige Broschüre „Demokratie vor Gericht. Der Paulus-Prozeß. Protokoll eines Berufsverbotsverfahrens“ (Hannover o.J. [Privatdruck 1985])

    Seit 2014 ist Udo Paulus durch einen Fahrradunfall irreversibel gelähmt. Dank einer Spendenaktion der Familie und der anderen Berufsverbote-Betroffenen aus Niedersachsen kam in sechs Wochen das nötige Geld zusammen, damit er vom Krankenbett aus wieder einen Computer bedienen kann. An der Konferenz der Betroffenen am 24.10.2015 in Hannover konnte er für kurze Zeit im Rollstuhl teilnehmen.

 

Hans Peter (Stuttgart, 1930-1990):

Das Schicksal dieses von den Berufsverbietern - in Verantwortung der damaligen SPD/FDP-Bundesregierung - nach 30 untadeligen Dienstjahren bei der Post zur Strecke gebrachten Technischen Fernmeldehauptsekretärs dokumentieren wir auf einer eigenen Sonderseite.

 

Ursula Pfender (1950-2009)

Fallschilderung auf den Westberlin-Zusatztafeln der Ausstellung „Vergessene Geschichte“

 

  • Gertrud Plümpe-Messerschmidt (Bottrop):
    Zwei "Anhörungen" von 8 1/2 Stunden in einer Stadt, wo ein Kommunist als Alterspräsident des Stadtrats den Oberbürgermeister auf das Grundgesetz vereidigte ...
    (Eigene Fallschilderung)  Interview, Juli 2012: (pdf auf dkp-bottrop.de) (pdf, lokal)

 

Rudi Röder (Würzburg):
Der Spiegel 15/1976 - 05.04.1976: Berufsverbot für Lokführer (pdf)

Wie es bei der Deutschen Bundesbahn weiter ging, kann bei der Fallschilderung von Jürgen Hoffmann nachgelesen werden.

 

Peer Steinbrück (Hilden)

„Einmal stigmatisiert - für alle Zeiten stigmatisiert
„Er war Ministerpräsident und Minister, Bundeskanzlerkandidat, arbeitet als Redner und Autor ...“: Auch Peer Steinbrück bekam zeitweise eine Anstellung nicht, weil er ein „Sicherheitsrisiko“ sei. Seine Wohngemeinschaft wurde durchsucht, weil dort eine Frau lebte, die einer als „RAF-Terroristin“ gesuchten Frau zufällig ähnlich sah. „Es gelang mir nichts mehr.“ Aus den Akten entnahmen seine Anwälte, dass man „schon damals, jenseits der Computerisierung, in den Akten des Verfassungsschutzes ein Eigenleben führen konnte“.
Radio SWR1, Leute night, Erstsendung: 15.04.2015, 28:47 min (die für unser Thema spannenden Erinnerungen beginnen ab 14:07). Schon früher, in der ZEIT vom 11.05.2005 (pdf), hatte Peer Steinbrück über diese Episode aus seinem Leben berichtet.

 

Hartmute Trepper (Bremen)

Nachdem die Lehrerin 1976 beim Gespräch zum Thema „Bewährungsgutachten“ die Frage nach politischer Zugehörigkeit nicht beantwortete, die GEW sie aber (aufgrund der „Unvereinbarkeitsbeschlüsse“) zeitgleich ausschloss, dauerte ihre „verlängerte Probezeit“ mehr als fünf Jahre. In die GEW durfte sie dann „in den frühen 1980er Jahren ganz unauffällig erneut eintreten“. Der Geschäftsführende Landesvorstand der GEW Bremen nahm ihren Leserbrief an die BLZ (03-2012) (pdf) zum Anlass eines Beschlusses, der die Mitgliederrechte solcher Ausgeschlossener rückwirkend wiederherstellt. Dass es seinerzeit „z.T. auch [...] denunziatorische Schreiben selbst von GEW-FunktionärInnen“ gegeben hatte, wird in dem Beschluss (pdf) ausdrücklich eingeräumt und bedauert.