Bremen 27. September 2017: „Sprechende Akten“ - Szenische Lesung

Die Bremer Shakespeare Company veranstaltete am 27. September 2017 in der Hochschule für Künste (Konzertsaal, Dechanatstraße 13-15, 28195 Bremen - und danach wieder am 17.10. um 19:30,  23.11. um 19:30, 3.12. um 18h, 19.12 um 19:30 jeweils im Theater am Leibnizplatz -  in Kooperation mit der Universität Bremen eine szenische Lesung mit dem Thema: „Staatsschutz - Treuepflicht - Berufsverbot“.

 

In einer der Ankündigungen heißt es: „Grundlage der Lesung sind verschiedene Fälle (zum Beispiel Antje Linder, Barbara Larisch, Hermann und Renate Kuhn, Heidi Schelhowe, Frank Behrens, Günter Griese). Sie sind im Staatsarchiv Bremen überliefert, weil ihr Rechtsanwalt (Gerhard Baisch) die Akten dorthin abgegeben hat und die meisten Betroffenen einwilligten, dass ihre Akten „zum Sprechen“ gebracht werden dürfen. Mit ausgewählten Dokumenten (Adenauer-Erlass 1950 u. a.) und Artikeln aus der (inter)nationalen Presse (Alfred Grosser, Jürgen Habermas z. B.) wird der Radikalenbeschluss in die Geschichte Westdeutschlands verortet. ... Die Praxis in einem Bundesland anhand von Fallakten - und damit die konkreten Folgen für die Betroffenen - ist bis jetzt noch nicht untersucht. Bremen ist unter mehreren Gesichtspunkten besonders spannend. Die Gründung der Universität und die Sorge des Staates, dass vor allem „linke Extremisten“ von ihr angezogen werden, in Bremen studieren wollen oder sogar Stellen bekommen; ein Bürgermeister (Hans Koschnick), der relativ früh den „Extremistenbeschluss“ als Fehler bezeichnete und dessen Anwendung zu entschärfen versuchte; und schließlich ...der Beschluss von Senat und Bürgerschaft 2011/2012, die Richtlinien aufzuheben, die Betroffenen zu rehabilitieren und zu entschädigen.... Wie in jedem Projekt aus der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“ an der Universität Bremen, eine bundesweit einmalige und erfolgreiche Kooperation zwischen Forschung, Lehre und Theater, recherchieren die Studierenden in Archiven, werten Fallakten und Medien aus und schreiben Artikel oder Einleitungen zu ausgewählten Quellen.“

Bericht in der jungen Welt vom 06.10.2017 (pdf)

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Bremen 06. Februar 2012

 

„Das Rückbesinnen auf die politischen Folgen dieses Beschlusses der Ministerpräsidenten der Länder fällt alles andere als fröhlich aus“, heißt es im Einladungsflyer der GEW (pdf) „In Bremen – wie auch in der gesamten BRD - begann damit eine beispiellose Berufsverbotepolitik, deren Auswirkungen bis heute zu spüren sind. Studentenbewegung, außerparlamentarische Opposition, der politische Widerstand der 60er und 70er Jahre sollten gebrochen werden und auf keinen Fall den Weg in die Institutionen des öffentlichen Dienstes, nämlich in Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Verwaltungen u.s.w. finden. Es begann eine Zeit der offenen und versteckten politischen Überprüfung von Bewerbern für den öffentlichen Dienst und von dort Beschäftigten. Es gab in der Folge davon viele Ablehnungen und Entlassungen. Ein Klima der Furcht sollte erzeugt werden, angepasste Staatsdiener waren das Ziel dieser Politik.... Weil in den vergangenen Jahren wenig darüber zu hören war und viele der Jüngeren den Begriff ‚Berufsverbot’ gar nicht mehr kennen, ist die Diskussion über das Thema von besonderer Bedeutung.“